Was ist Psychotherapie?

Nach einer methodenübergreifenden Definition von Hans Strotzka (1975) ist professionelle Psychotherapie „…ein bewusster und geplanter interaktionaler Prozess zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die in einem Konsensus (möglichst zwischen Patient, Therapeut und Bezugsgruppe) für behandlungsbedürftig gehalten werden, mit psychologischen Mitteln (durch Kommunikation) meist verbal, aber auch averbal, in Richtung auf ein definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel (Symptomminimalisierung und/oder Strukturänderung der Persönlichkeit) mittels lehrbarer Techniken auf der Basis einer Theorie des normalen und pathologischen Verhaltens. In der Regel ist dazu eine tragfähige emotionale Bindung notwendig.“


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Was ist Psychosomatische Medizin?

Der Begriff „Psycho-Somatische Medizin“ wurde erstmals 1818 von Heinroth (1773–1843), einem Arzt aus dem Kreis von Ärzten der „romantischen Medizin“ um den Philosophen Immanuel Kant verwendet. Psychosomatik ist als Wort aus den altgriechischen Wörtern „psyché“ (Atem, Hauch und Seele) und „soma“ (Körper, Leib) gebildet. Mit der Verkürzung „Psychosomatik“ meint man eine zugleich und je nach ihrem Gewicht die biologischen, psychischen und somatischen Bereiche der kranken Person berücksichtigende Krankheitslehre und Behandlungsweise. Darin werden die psychischen Fähigkeiten und Reaktionsweisen von Menschen in Gesundheit und Krankheit in ihrer Eigenart und Verflechtung mit körperlichen Vorgängen und sozialen Lebensbedingungen betrachtet.

Schon die Bibel kennt den Zusammenhang zwischen seelischem und leiblichem Wohlbefinden:

„Ein fröhlich Herz macht ein fröhlich Angesicht; wenn aber das Herz bekümmert ist, so fällt auch der Mut.“ (Sprüche Salomonis 15, 13)


„Ein Betrübter hat nimmer einen guten Tag; aber ein guter Mut ist ein täglich Wohlleben.“ (Spr. 15, 15)

„Ein fröhlich Herz macht das Leben lustig; aber ein betrübter Mut vertrocknet das Gebein.“ (Spr. 17, 22)

Als Krankheitslehre berücksichtigt Psychosomatische Medizin psychische Einflüsse auf somatische (körperliche) Vorgänge. Die theoretischen Modelle zur Erklärung der dabei festgestellten Zusammenhänge variierten seit der Begründung der wissenschaftlichen Medizin durch Hippokrates von Kos um 400 v. Chr. zeit- und wissensbedingt erheblich. Friedrich Schiller prägte den Begriff der „Mittelkraft“, weshalb man ihn mitunter zu einem Pionier der Psychosomatik zählen will. Die Mittelkraft ist gemäß Friedrich Schiller eine Kraft zwischen Materie und Geist und aus heutiger Sicht mit dem vegetativen Nervensystem gleichzusetzen. Schiller schreibt: … „es ist wirklich eine Kraft zwischen der Materie … und dem Geiste vorhanden … ich nenne sie Mittelkraft“.
Das ergänzende Gegenstück zur Psychosomatik ist die Somatopsychologie: Sie befasst sich mit der Umkehrung, d. h. mit den Auswirkungen von körperlichen Erkrankungen auf emotionale und kognitive Prozesse.
Jüngere Entwicklungen der Psychosomatischen Medizin streben danach, zu den bio-psycho-sozialen Aspekten menschlichen Daseins auch die spirituellen Bedürfnisse einzubeziehen.

Onkopsychlogisches Genesungstraining 


“Wieder gesund werden“ nach schwerer Erkrankung – Die von Spiegel 1969 publizierten Ergebnisse hinsichtlich einer verlängerten Überlebensdauer haben sich als nicht durch Psychotherapie bedingt erwiesen, wohl aber gelingt mittels des Genesungstrainings die Verbesserung des individuellen Lebensgefühls, Steigerung der Lebenszufriedenheit und der Widerstandsfähigkeit (Resilienz).

Das Buch „Getting well again“ von Simonton et al. hat seinerzeit weltweit den psychotherapeutischen Umgang mit an Krebs erkrankten Menschen entscheidend verändert. Das „Genesungstraining“ ging 1984 von diesen Anfängen aus und integrierte Erkenntnisse von Jaffé, Grossarth-Maticek, Bahnson und anderen onkopsychologisch orientierten Psychotherapeuten in ein psycho-edukatives Verfahren unter Nutzung katathym-imaginativer Elemente aus der Analytischen Psychologie von C.G. Jung.


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Initiatische Therapie

Sich an diesem Punkt als 'gemeinter' Mensch angesprochen zu wissen, kann den Weg von der „Störung“ und der Verstörtheit hin zur Vertiefung und Erweiterung der Persönlichkeit bahnen. Die Initiatische Therapie arbeitet an der konkreten Selbsterfahrung und dem Selbstverständnis der Hilfesuchenden, jedoch immer mit dem Blick auf die transpersonale Ebene. Es geht darum, das „Aufscheinen der Transzendenz in der Immanenz“ zu erfahren. Die Initiatische Therapie meint immer zugleich Initiation und Individuation, d. h. die Erfahrung, das Ereignis und die daraus folgende Wandlung auf dem dann entsprechend zu gestaltenden Lebensweg. Diesen Prozeß gilt es individuell zu begleiten. Seelische und psychosomatische Störungen werden demnach nicht als ein zu beseitigendes Symptom verstanden, es gilt sie im Sinne einer ganzheitlichen Heilung als 'Verhinderung' und damit als Anstoß auf dem Weg zur Menschwerdung (Individuation) zu verstehen.

Geschichte und Konzept

Die Initiatische Therapie wurde Anfang der 50er Jahre von dem Religionsphilosophen Karlfried Graf Dürckheim (1896-1988) und seiner langjährigen Mitarbeiterin und späteren Ehefrau, der Psychologin Maria Hippius-Dürckheim (1909 -2003) begründet. Sie waren einander an der Universität Leipzig im gemeinsamen Interesse für Gestaltpsychologie begegnet, doch dann trennten sich ihre Wege, bis sie einander nach dem Krieg 1947 wieder trafen. Sie hatten beide ihre bisherige Lebensgrundlage und ihre Lebenspartner verloren. So beschlossen sie einen gemeinsamen Neuanfang.

Die Ideen der Initiatischen Therapie beruhen wesentlich auf den Erfahrungen, die Dürckheim während der acht Jahre in Japan gemacht hatte, die er dort als im diplomatischen Dienst für Nazideutschland akkreditiert war. Seine Auseinandersetzung mit dem Zen-Buddhismus und sein Studium der europäischen mystischen Tradition, in erster Linie der Werke des Dominikanermönches Meister Eckhart (1260-1327) haben das Konzept der initiatischen Therapie geprägt. Maria Hippius brachte ihre Erfahrungen mit der Analytischen Psychologie nach C.G. Jung in die initiatische Therapie ein.

Die Initiatische Therapie will, wie Dürckheim formuliert, „das Tor zum Geheimen öffnen“ und zeigen, daß das „wahre Selbst“ weit über das Alltags-Ich hinausreicht. Sie will einen Prozeß zur geistigen Entwicklung zum eigentlichen Wesen hin initiieren. Therapie ist sie insoweit, als sie die Symbole und Bilder, die in den verschiedenen Übungen zutage treten, tiefenpsychologisch zu deuten sucht. Ein wesentliches Element der IT ist die meditative Grundhaltung, mit der die Übungen durchgeführt werden. Sie beruht auf Formen der Zen-Meditation, die in den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg in Europa bekannt wurden und bis heute zunehmendes und lebhaftes Interesse finden.

In Todtmoos-Rütte (Hochschwarzwald) errichteten die Dürckheims eine „Bildungs- und Begegnungsstätte“, die zum Zentrum der Initiatischen Therapie wurde. Die Aus- und Fortbildung findet auch nach dem Ableben der Gründer in Todtmoos-Rütte weiterhin statt. Seit einigen Jahren gibt es dort zwei Fortbildungsstätten, die ursprüngliche „existenzialphilosophische Begegnungsstätte“ und das „Rütte-Forum“ Die Initiatische Therapie wird als ein individueller Stufenweg der Selbstfindung betrachtet und ist, unabhängig von der Vorbildung, grundsätzlich jeder Person zugänglich. Bedingung ist ausschließlich der eigene Prozeß, die initiatische Selbsterfahrung.

Anwendungsbereiche

Anwendungen der Initiatischen Therapie richten sich besonders an Menschen, die auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens sind oder in persönlichen Lebenskrisen und Umbruchphasen einer Neuorientierung bedürfen. Auch zur Behandlung psychischer und psychosomatischer Störungen, wie etwa bei Essimpulsstörungen, ist sie geeignet, ausdrücklich jedoch nicht für die Behandlung verschiedener Formen von Sucht.

Therapieverlauf

Wer den Weg der persönlichen Entwicklung mittels der Initiatischen Therapie beschreiten will, muß lernen, bestimmte Übungen (Exerzitien) regelmäßig zu wiederholen, um die Ausgewogenheit seiner inneren Kräfte zu entwickeln. Zu diesen Übungen zählen östliche Disziplinen wie Aikido, T'ai-Chi, Iaido (Schwertarbeit), Kyûdô (meditatives Bogenschießen) und insbesondere die Sitzmeditation des Zazen. Entscheidend ist die meditative Ausführung, der Inhalt des Tuns ist nicht entscheidend. Dürckheim hat dies so formuliert: „Damit eine Übung zum Exerzitium werden kann, muß sie zwei Bedingungen erfüllen: Sie muß einfach sein und wiederholbar.“

Das gilt auch für das „Geführte Zeichnen“. Malt ein Initiant etwa mit einem Tuschepinsel oder Kohlestift wiederholt einen Kreis auf Papier und gestaltet die Bewegung immer wieder neu, so kann dies archetypische Erfahrungen vermitteln und an eine übergeordnete, transpersonale Wirklichkeit heranführen.

Wesentlich ist auch hier die beharrliche und kontinuierliche Wiederholung der Übung. Dürckheim schrieb, daß die einzelne Übung nicht schwierig sein müsse, aber „das Schwierigste ist, ein Übender zu werden.“ Auch andere Medien wie Musik, Tanz und die Arbeit mit Tonerde, können in den therapeutischen Weg einbezogen und zum Exerzitium werden, etwa das therapeutische Bogenschießen und das meditativ aufgefasste Tanzen mit Tango Argentino.

Als „dialogische Begegnung durch Berührung“ gilt es, wenn die therapeutische Person in der Initiatischen Leibtherapie direkt am Körper der Initianten arbeitet, sie etwa mit verschiedenen Atemtechniken anleitet, ihre Leibwahrnehmung zu intensivieren.


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Tanztherapie als Ergänzung der Psychotherapie

Die Tanztherapie
Die Tanztherapie ist eine psychotherapeutische Disziplin zwischen dem Bereich der künstlerischen Therapien und den Bewegungstherapien. Tanztherapie steigert Körper- und Selbstwahrnehmung, führt zu einer Erweiterung des Bewegungsrepertoires und fördert den authentischen Ausdruck durch die Integration unbewusster Muster und Haltungen. 


Die Grundannahmen der Tanztherapie übernehmen Einflüsse aus der Tiefenpsychologie und der humanistischen Psychologie, insbesondere aus der Gestalttherapie. Daher versteht sich Tanztherapie als psychotherapeutische Verwendung von tänzerischer Bewegung zur Integration von körperlichen, emotionalen und kognitiven Prozessen des Menschen.

Entstehung der Tango-Therapie
Obwohl der argentinische Tango schon eine Geschichte von über einem Jahrhundert aufweist, wurde die sogenannte Tango-Therapie erst in den letzten Jahrzehnten entwickelt und wissenschaftlich begleitet. Tango Argentino wurde in der Subkultur der Immigranten im Raum Buenos Aires aus Not und Einsamkeit geboren, weshalb das Tanzen schon immer heilsame Funktionen gehabt hat, auch wenn diese nicht bewußt und planvoll genutzt wurden. Daher eignet sich Tango neben dem Aspekt der Selbsterfahrung auch als beziehungs- oder paartherapeutisches Medium, insbesondere auch für bewegungsbeeinträchtige Menschen mit Morbus Alzheimer und Morbus Parkinson oder Encephalitis disseminata (sogenannte MS).

Diagnostik und Fragen
Im Rahmen der Tango-Therapie können wir wahrnehmen und durchschauen, wie wir uns im tanzenden Bezogensein bewegen. Damit hat Tango Argentino zuerst eine diagnostische Funktion für die lebendige Partnerschaft, denn diese wird gleich einem Tanz aus Empfindungen, Impulsen, Veränderungen und Reaktionen entfaltet.

Bei der Beschäftigung mit der individuellen Weise des Tanzens im Medium des Tango Argentino können wir einige das Erfahrene ordnende Fragen für das therapeutische Gespräch und die Ausgestaltung der Tangotherapie nutzen:

  • Kann ich mich in meinem Sosein annehmen, achten und respektieren und auch mein Gegenüber?
  • Bin ich bereit, mich auf diese getanzte Bezogenheit mit Verantwortung einzulassen?
  • Welche Energien, Kräfte und Fähigkeiten stehen mir zur Verfügung?
  • Welche Wünsche, Bedürfnisse und Befürchtungen zeigen sich mir?
  • Wie bin ich ausgerichtet?
  • Wo bin ich nicht präsent, weil unbewußt?
  • Was möchte ich schützen und warum?

Wirkung
Schon ein intensives Tages- oder Wochenendseminar kann Impulse für Erkenntnisprozesse und einen spürbaren Entwicklungsanstoß geben. Wie jeder Prozeß der Selbstveränderung benötigt dieser eine gewisse Beharrlichkeit, weswegen die Arbeit mit Gruppen besser über einen Zeitraum mit mehreren Übungsterminen gehen sollte. In der Folge können mittels neuer Aufgaben aus dem Arsenal des Tango Argentino gezielt Impulse für neue Erfahrungen gesetzt und Entwicklungen angestoßen werden. Wenn die Teilnehmenden einander einen behutsamen und liebevollen Raum für wechselseitiges Verständnis und Selbstannahme schenken, hat dies heilsame Wirkung.
Die Arbeit in der Gruppe kann für die Teilnehmenden über Spiegelerfahrungen und offenen Austausch eine Erweiterung des Selbstbildes mit neuen Facetten ergeben.

Weitere Informationen: Oerkwitz Harriet "Der Körper spricht – das heilsame Tangotanzen" in: „Konzert der Stille“
Matthias Matting M (2009) Entspannende Erotik" von im „Focus 51“
Berve Anette (2008) Tango Therapy: The Healing Embrace" in: The Argentina Independent