Gynäkologische Psychosomatik

Ein besonderer Schwerpunkt meiner Tätigkeit ist die „Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Frauenheilkunde und Geburtshilfe.“ Dieses Fach habe ich seit 1989 mit einer eigenständigen Lehrveranstaltung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf vertreten.

Was bedeutet gynäkologische Psychosomatik?

Die gynäkologische Psychosomatik bietet Frauen therapeutische Hilfe, die Erkrankungen an den weiblichen Organen haben und in der Folge an seelischen und psychosozialen Belastungen leiden an. Die gynäkologische Psychosomatik beinhaltet Brusterkrankungen, wie zum Beispiel Zustand nach Brustkrebs oder Erkrankungen der Gebärmutter, wie zum Beispiel Zustand nach Gebärmutterentfernung (Posthysterektomiesyndrom), Menstruationsbeschwerden, Endometriose; aber auch Unterleibschmerzen, Blasenstörungen, Fluor und Juckreiz ohne krankhaften Organbefund etc. Auch Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch oder nach Fehlgeburten können psychotherapeutisch behandelt werden.

Auswirkungen von Erkrankungen an weiblichen Organen auf seelische Gesundheit

Viele Körperorgane haben für Menschen neben ihrer reinen Funktion eine symbolische Bedeutung, die als seelische Repräsentanz bezeichnet wird. So repräsentiert beispielsweise unser Herz Gefühle wie Liebe, das „gebrochene Herz“ Trauer, das „kalte Herz“ Gefühllosigkeit. Menschen, die traurig sind, haben „Herzleid“.

Auch die weiblichen Organe, wie Brust und Gebärmutter haben eine symbolische Bedeutung, also eine seelische Repräsentanz, die in der gynäkologischen Psychosomatik berücksichtigt werden muß.

Die weibliche Brust symbolisiert unter anderem die Fähigkeit von Frauen zu nähren, zu stillen, zu geben, zu beruhigen, zu trösten - sie verkörpert also Mütterlichkeit, Harmonie und Fähigkeit. Die weibliche Brust versinnbildlicht auch Sexualität und Erotik, Stolz, Kraft und Macht. Die Gebärmutter repräsentiert unter anderem Ursprung, Fruchtbarkeit, Schutz gebende Höhle, Zyklus, Mütterlichkeit und ist zugleich Sexualorgan.

Ist eine Frau an Brustkrebs erkrankt und muss operiert werden, so erleidet sie häufig außer Angst und der körperlichen Beeinträchtigung auch eine Irritation des seelischen Gleichgewichts. Die Beziehung zum eigenen Körper ist in der Folge der Erkrankung bei vielen erschüttert und kann mit Ablehnung und Selbstzweifeln einhergehen.

Die seelische Belastung kann sich als Depression mit Hoffnungs- und Antriebslosigkeit oder als Angststörung ausdrücken. Viele an Brustkrebs erkrankte Frauen haben ein Gefühl von Unzulänglichkeit und eine tiefe Verunsicherung, die zu einer Störung auch der Partnerschaft und im gesamten sozialen Umfeld führen kann, bis hin zum Rückzug und zur sozialen Isolation. 

Auch Frauen, die an der Gebärmutter erkrankt sind, zum Beispiel Myome haben oder Gebärmutterkrebs und solche, denen die Gebärmutter operativ entfernt wurde (Hysterektomie), entwickeln nicht selten seelische Erkrankungen wie Depressionen, Minderwertigkeitsgefühle, Selbstzweifel und Verunsicherung. Den Verlust der Gebärmutter erleben viele Frauen als einen Verlust ihrer Mütterlichkeit, die oft mit Frausein gleichgesetzt wird. Es können (durch diese Depression) auch Beziehungsstörungen und Störungen der Sexualität entstehen, die im Bereich der gynäkologischen Psychosomatik bearbeitet werden können.

Anpassungsstörungen in der Schwangerschaft und im Wochenbett betreffen nicht nur die verstärkte Übelkeit und depressive Erscheinungsformen, sondern auch Angstzustände, unerklärliche Schmerzen und zuweilen auch Zwangsstörungen.

Theoretischer Ansatz der therapeutischen Arbeit in der gynäkologischen Psychosomatik

In meiner Haltung gehe ich von einem ganzheitlichen Bild der Weiblichkeit und des weiblichen Körpers in Gesundheit und Krankheit aus, indem gleichzeitig die biologischen, psychischen und sozialen sowie die spirituellen Aspekte je nach ihrem Gewicht und der individuellen Bedeutung einbezogen werden. Die seelischen Repräsentanzen der weiblichen Körperorgane und Funktionen verstehe ich nicht nur als Bereiche individueller Verletzlichkeit, sondern auch als Quellen der Stärke und Fähigkeiten.

Dies erklärt, warum Erkrankung und Eingriffe an den weiblichen Organen für viele Frauen oft verbunden sind mit existentiellen Verlust- und Todesängsten, mit dem Gefühl der Entwertung und mit dem befürchteten Verlust von Weiblichkeit. Berücksichtigt man die seelischen Repräsentanzen der weiblichen Organe im Zusammenhang mit dem individuellen Bild von Weiblichkeit, so ist die Verarbeitung eines Organverlustes, zum Beispiel bei Zustand nach Gebärmutterentfernung (Hysterektomie), mit Trauerarbeit verbunden. 

Auch die Auseinandersetzung mit der real begründeten Sorge nach Operationen von malignen Tumoren und die Bearbeitung und Akzeptanz der körperlichen Veränderungen und Einschränkungen sind Gegenstand der Therapie. Trauer um den Verlust der körperlichen Integrität, aber auch Wut auf den Körper, Kränkung, Scham und Schuldgefühle finden Raum in den therapeutischen Frauengruppen.

Bei unerfülltem Kinderwunsch, nach Fehlgeburten und dem Verlust eines Kindes, ist für viele Frauen neben der Trauer die Bedeutung der Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Fruchtbarkeit und Mütterlichkeit sehr wesentlich. Die Erarbeitung eines Bildes der Weiblichkeit, das nicht allein am Mutterbild fixiert ist, wird häufig Thema der Therapie in der gynäkologischen Psychosomatik.  

Ein weiteres für Frauen oft schambesetztes Thema, besonders auch im Zusammenhang mit Erkrankungen und operativen Eingriffen, ist der Bereich von Lust und Liebe. Durch die öffentliche Diskussion und Darstellung von weiblicher Sexualität ist ein Bild entstanden, das den wirklichen Wünschen und Bedürfnissen von Frauen nicht entspricht. Viele Frauen erleben sich daher in ihrer Sexualität befangen und entwickeln Selbstzweifel bis hin zur ausgeprägten Depression.

Da die Wechseljahre bei Frauen in unserer Gesellschaft wie eine Krankheit aufgefaßt werden, leiden viele Frauen unter dem so genannten klimakterischen Syndrom (Wechseljahrsbeschwerden). Dies kann sich äußern als Unruhe, Hitzewallung, Schlafstörungen und mit Zuständen von Bedrücktheit einhergehen. In der Psychosomatik Psychotherapie verstehe ich die Wechseljahre (Klimakterium) als lebensgeschichtliche Schwellensituation, in der wie in der Werdekrise der Pubertät eine Lebensphase in eine andere übergeht mit der Möglichkeit eines Neuanfangs und der persönlichen Weiterentwicklung. Die Symptome der Wechseljahre verstehe ich nicht allein körperlich bedingt, sondern auch als Körpermitteilungen und Symbole. In der gynäkologischen Psychosomatik verbinde ich sie mit Anregungen für eine ressourcenorientierte Gestaltung der neuen Lebensphase. 

Behandlungsrahmen und -methoden in der gynäkologischen Psychosomatik

Die Behandlung geschieht überwiegend in individuell gestalteten Einzelsitzungen; Frauen mit onkologischen Erkrankungen erhalten ein Angebot, am onkopsychologischen Genesungstraining teilzunehmen, das in einer Gruppe von 4 bis 8 Teilnehmenden stattfindet.

In den therapeutischen Gesprächen werden traditionelle Vorstellungen über das seelische Erleben von Frauen hinterfragt und ein lebensbejahendes Bild von Weiblichkeit entgegengestellt. Im psychosozialen Bereich werden sowohl die geschlechtsspezifische Sozialisation, frauenspezifische Konflikte, beispielsweise zwischen Reproduktion und Berufstätigkeit mit Schwellensituationen in der Lebensgestaltung, ökonomische Schwierigkeiten und existierende Abhängigkeits- und Machtverhältnisse berücksichtigt. Neben einer lebensfreundlichen Sicht auf die Frau ist der Therapieansatz in der gynäkologischen Psychosomatik ressourcenorientiert und auf Entwicklung hin ausgelegt.  

In der Gruppentherapie sowie auch in der Einzeltherapie geht es besonders um eine ich-stärkende und entwicklungsfördernde Haltung sowie um die Stärkung des weiblichen Selbstbildes und Selbstwertgefühls, auch im Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld.

In der gynäkologischen Psychosomatik kann ergänzend zu diesen Therapieverfahren die Bewegungstherapie hinzutreten. Das Ziel ist die positive Besetzung des erkrankten oder geschädigten Körpers und die Stärkung des leiblichen Selbstverständnisses. Bewegungen können wieder als kraftvoll und mit Funktionsfreude erlebt werden. Der Körper kann wieder zum Ort von Kreativität und Empfindungsfähigkeit und handelnden Erleben werden. In den nonverbalen Verfahren kann die Frau über verschiedene Wege Zugang zu ihren Ressourcen und Gefühlen erlangen. In den verschiedenen Entspannungsverfahren hat die Frau die Möglichkeit hilfreiche Techniken zur Entspannung zu erlernen und Kraftquellen zu entdecken, die sie dann selbständig im Alltag für sich anwenden kann. Bei Bedarf oder speziellen Fragestellungen der gynäkologischen Psychosomatik werde ich im Einvernehmen mit Ihnen Rücksprache mit Ihrer frauenärztlichen Person nehmen.

Therapieplan in der gynäkologischen Psychosomatik

Die Behandlungsdauer beträgt in der gynäkologischen Psychosomatik im Regelfall 12 (KZT 1) bis 24 (KZT 2) Wochen, im Einzelfall ist eine Verlängerung bzw. eine Verkürzung möglich. Ich vertrete im Bereich der Psychosomatischen Medizin einen ganzheitlichen Therapieansatz, der das Zusammenspiel von Körper, Seele und sozialer Situation jeder einzelnen Person berücksichtigt. Zu den geschilderten Behandlungsmethoden kommt ggf. ein individuell angepasstes bewegungstherapeutisches Programm hinzu, um die seelische Stabilität und die Widerstandsfähigkeit zu steigern, was auch zum allgemeinen Wohlbefinden beiträgt. Nach dem Erstinterview, das in manchen Fällen auch über mehrere Sitzungen von je 50 Minuten gehen kann, wird ein individueller Behandlungsplan entwickelt.


Für Frauen mit Beschwerden im Bereich der gynäkologischen Psychosomatik biete ich folgende Therapiemethoden und Verfahren an:


Therapiemethoden

  • Analytische Psychotherapie

  • Tiefenpsychologisch fundierte Therapie
  • Katathym-imaginative Therapie

  • Sport- und Bewegungstherapie
  • Onkopsychologisches Genesungstraining


Entspannungsverfahren

  • Autogenes Training
  • Meditative Verfahren
  • 
Atemtherapie


Wenn Sie Fragen zur Psychosomatischen Medizin in der Frauenheilkunde haben, schreiben Sie eine E-Mail oder rufen Sie an.


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